25.09.2023

Atoll: Künstliche Intelligenz für Superhelden

von ALEXANDER KRANZ-MARS

Wir haben mehrere Filme mit Laien gedreht, die noch nie für Werbung vor der Kamera standen. Sie haben so grossartig performt, dass wir ihnen dafür auf besondere Art danken wollten.

Zur Premiere der Filme und zum Auftakt unserer Kampagne «supergut» überreichten wir den versammelten Darstellerinnen und Darstellern ganz persönliche Kinoplakate – versehen mit ihrem Konterfei. Schliesslich sind sie mit ihrem Engagement für die biologische Vielfalt nichts weniger als Superhelden. Die Überraschung war gelungen und ausgelassenes Lachen schallte durch das alte Kino in Vaduz.

Was genau hatten wir gemacht?

Wir liessen das KI-Tool Midjourney heroische Porträts erzeugen, was zunächst ganz gut klappte. Denn was sie schon millionenfach gesehen hat – in unserem Fall Filmplakate – das reproduziert generative KI scheinbar mühelos.

Aber ganz so einfach war es dann doch nicht.

Uns schwebten nämlich Visualisierungen vor, die zwar einerseits verschiedene Genres parodieren, andererseits den jeweils gegebenen Inhalt unserer eigenen Filme reflektieren sollten. Bis Text-to-image-Systeme auch nur annähernd machen, was man will, braucht es viele Versuche und damit schnell mal etliche Stunden für ein einziges Plakatsujet. Prompting ist wie Mundmalen mit einem meterlangen Pinsel: Man hat nicht die Kontrolle, die man als Kreativ-Profi gewohnt ist.

Nachdem wir mit den epischen Basisbildern endlich zufrieden waren, mussten noch die darauf gezeigten Zufallsgesichter durch jene unserer Darsteller ersetzt werden. Fotos von ihnen aus öffentlich zugänglichen Internetquellen zogen wir zu diesem Zweck in ein Face-Swap-Plugin.

Doch jetzt fingen die Probleme erst richtig an.

Entspricht der fiktive Mensch auf dem Basisbild der Physiognomie des echten Ersatzmenschen nicht ziemlich genau, dann verzerrt der erste den zweiten bis zur Unkenntlichkeit.

Wir mussten mit verrückten Workaround-Prompts arbeiten, damit Midjourney Frauen nicht immerzu mit tiefen Ausschnitten und langen Hälsen ausstattet oder reifere Männer mit weissen Bärten. Damit «Gartenarbeit» keine Person ist, die im Gewächshaus am PC arbeitet. Und beim Versuch, die KI dazu zu bringen, eine brauchbare Sense oder Schaufel zu erzeugen, war wirklich Hopfen und Malz verloren.

Wenigstens waren diese unerwünschten Artefakte – alien-artige Gliedmassen inklusive – für uns auf ihre eigene Weise unterhaltsam und sehenswert.